Henri Nannen Preis 2007: Mit einem Erdbeben anfangen!
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“Mit einem Erdbeben anfangen! Und dann langsam steigern.“
Stern Gründer Henri Nannen über den Aufbau einer guten Reportage
Seit einigen Jahren wird jährlich der Henri Nannen Preis für herausragende journalistische Arbeiten im Text und Fotobereich vergeben. Der Murmann Verlag hat jetzt die preisgekrönten Arbeiten diese Jahres in einem Sammelband herausgegeben. Wozu Zeitungsartikel in einem Buch nachlesen, wird sich da so mancher fragen. Beim ersten Blick in das Buch beantwortet sich die Frage schnell. Viele der prämierten Arbeiten zeichnen sich durch ein ungewöhnliches Thema aus, abseits von tagesaktuellem Nachrichtenwert. Sorgfältig recherchiert, aus teils ungewöhnlichen Blickwinkeln bieten sie einen neuen Blick auf die Welt. „Hoffmanns Blick auf die Welt“ von Henning Sußebach (Die Zeit) beschreibt den täglichen Überlebenskampf eines Obdachlosen in Berlin. Mit dem Einsammeln von Pfandflaschen bessert Oliver Hoffmann sein Hartz IV Einkommen auf. Doch auch hier regiert ein harter Marktkampf. Weitere Reportagen berichten über Erntearbeiter, den globalen Weg von Kleiderspenden, die Funktionsweise von Supermärkten oder über die Subventionsgewinner im Theaterbereich. Fazit: ein Buch das tiefe, bisweilen vergnügliche (z.B. über Nacktwanderer!) und überraschende Erkenntnisse darüber vermittelt, wie die Welt funktioniert. Und: wie wichtig ein Journalismus abseits des Tagesgeschäfts ist, der Zeit für unabhängige Recherchen und eine unabhängige Meinung hat. Das dies eher die Ausnahme als die Regel ist, zeigt der Henri Nannen Preis für besonders engagiertes Auftreten für die Unabhängigkeit der Presse – in diesem Jahr an die russische Zeitung „Naowaja Gaseta“ verliehen. Die für diese Blatt tätige Journalisten Anna Politkowskaja wurde vergangenen Herbst in Moskau erschossen, Hrant Dink der türkische Henri Nannen Preisträger 2006 wurde wenige Monate nach der Preisverleihung vor dem Verlagshaus seiner Zeitschrift Agos in Istanbul erschossen.
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